The Reason Why Vol. 1 Goran Kajfeš

July 9, 2013

Sound & Image

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Bigband-Sound mit der Dampframme: Samúel Jón Samúelsson hat uns erst vor kurzem gezeigt, wo in Island der Musikalien-Hammer tatsächlich hängt. Jetzt kommt allerdings Nachschub aus Schweden. Der Trompeter mit kroatischen Wurzeln Goran Kajfeš hat sich neben seinem Job bei „Oddjob“ noch ein zweites Standbein angeschraubt und betreibt in Stockholm seit einiger Zeit das Subtropic Arkestra. Eine 10-Mann-Truppe mit erstaunlichem Weitblick, der bis tief in die Musikhistorie des psychedelischen Zeitalters reicht. Denn das hier verarbeitete Repertoire stammt bis auf eine Ausnahme genau aus der Zeit, als der kleine Goran noch kein geordnetes Musikverständnis hatte, geschweige denn einen Joint von einer Filterzigarette unterscheiden konnte. Wir meinen Musik aus der verquasten Zeit zwischen 1965 und Ende 70, als musikalische Experimente und persönliche Bewusstseinserweiterungen hoch im Kurs standen. Mit anderen Worten: den Hörer erwartet ein tiefer Griff in die Mottenkiste des Underground. Der Beitrag des türkischen Musikers Edip Akbayram stammt von 1974, der Schwede Bo Hansson wird mit einem ’72er-Track zitiert, die britische Soft Machine ersann ihren Song 1978, das Stück des Afrikaners Celestine Ukwu war 1970 aktuell, der schwedische Track von „Archimedes Badkar“ stammt von 1976, das Duo Moebius/Roedelius kreierte „Es war einmal“ um 1976 und die brasilianische Coverversion von Arthur Verocai stammt aus dem Jahre 1972. Lediglich die Komposition der australischen Band „Tame Impala“ ist neueren Datums. Was alle acht Stücke verbindet, ist die Tatsache, dass sie nie an der großen Glocke der Popularität hingen, vielleicht sind sie ja für Kajfeš deswegen so interessant gewesen. Und das was er mit seinem subtropischen Orchester schließlich daraus gemacht hat, ist bester Psychedelic-Jazz: feurig, energievoll, kompakt und vor allem unkonventionell. Muss man gehört haben.